Nein, Snapchat bzw. die Entwickler müssen nicht ins Gefängnis, sondern werden die kommenden 20 Jahre von einem Datenschutz-Experten regelmäßig kontrolliert. Demnach stimmte Snapchat auf Drängen der Behörden einen Vergleich zu.
Snapchat und die US-Handelsaufsicht FTC haben eine Vereinbarung getroffen und somit die Vorwürfe der Nutzertäuschung beigelegt. Im Vorfeld war die US-Handelsaufsicht dem Unternehmen vor, mit seiner App die Anwender zu täuschen, indem das Unternehmen keine genauen Angaben über die Zugänglichkeit zu privaten Nachrichten wie auch den Umfang von gesammelten Daten und Informationen macht. Grundsätzlich wirbt Snapchat damit, dass der Service nicht nur allen Datenschutz-Richtlinien entspreche, sondern auch Abhörsicher sei.
Durch die Beilegung der Vorwürfe verpflichtet sich Snapchat die Privatsphäre der Nutzer verstärkt zu schützen. Ferner wird Snapchat in den kommenden 20 Jahren von einem unabhängigen Datenschutzexperten in regelmäßigen Abständen überwacht und überprüft. Jeder Verstoß gegen die Auflagen könnte für Snapchat zu einer Strafzahlung von bis zu 16.000 US-Dollar führen.
Snapchat mit Auflagen für besseren Schutz seiner Anwender
Das Ziel von Snapchat war bzw. ist, sich gegenüber anderen Messenger-Diensten durch die zeitnahe Löschung von verschickten Nachrichten, Bilder und Videos abzuheben. Anwender der App können miteinander kommunizieren, nach kurzer Zeit werden die Daten gänzlich gelöscht, sodass eigentlich keine dritten Personen auf die Bilder zugreifen können.
Für die Dauer von 10 Sekunden sind die Inhalte, welche an Freunde und Bekannte verschickt werden, für den Empfänger sichtbar. Danach werden die Inhalte komplett gelöscht. Gerade für den Versand von heiklen Informationen schien Snapchat eine Nische gefunden und besetzt zu haben.
Doch augenscheinlich hatten dennoch Anwender die Möglichkeit verschickte Nachrichten durch kleine Umwegen dauerhaft zu speichern. Damit wurde der eigentliche Sinn und Zweck der iOS und Android App Snapchat umgangen. Die einfachste Methode war der Einsatz von Apps, die durch Drittanbieter bereitgestellt wurden. Allerdings speicherte Snapchat auch Videos direkt auf dem Empfangsgerät, sodass diese ohne Probleme mithilfe eines Computers abgerufen werden konnten. Des Weiteren besaß Snapchat in älteren Versionen keinen Schutz vor der Screenshot-Funktion des Smartphones, somit hatten Empfänger die Möglichkeit Inhalte in Form eines Bildes dauerhaft zu speichern.
Snapchat greift auf Kontaktdaten zu
Laut dem Vorwurf der US-Handelsaufsicht FTC greift Snapchat sogar auf die Kontaktinformationen aus den Adressbüchern zu. Anwender wurden allerdings nicht dazu befragt, ob sie überhaupt möchten, dass Snapchat mit den eigenen Kontaktdaten arbeitet. Zusätzlich überträgt Snapchat auf Standort-Daten. Dem entsprechend sprach die US-Handelsaufsicht FTC von einer Nutzertäuschung.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Snapchat in der Vergangenheit zu langsam bei Datenpannen reagiert hat. Zu Beginn des Jahres konnten Angreifer auf Daten von 4,6 Millionen Snapchat-Nutzer zugreifen.
Snapchat gelobt Besserung
Im Endeffekt hat Snapchat auch keine andere Möglichkeit, als sich der US-Handelsaufsicht FTC zu beugen. Dem entsprechend gelobt das Unternehmen in Zukunft Besserung und seinen Fokus verstärkt auf den Schutz der Privatsphäre seiner Anwender zu setzen. Das einzig traurige an der Sache ist eigentlich, dass Snapchat genau damit geworben hat und sich erst jetzt darauf besinnt, was eigentlich in der Vergangenheit die Software ausmachen sollte.
Quellen: zdnet, Snapchat und Focus