Die als Lösung zur Kontaktverfolgung eingeführte Luca-App will sich als Gastronomieanwendung neu erfinden. Die Betreiberfirma hat dafür eine Finanzierungsrunde über 30 Millionen Euro abgeschlossen, wie das Wirtschaftsmagazin CAPITAL (Online-Ausgabe) und das Fintech-Portal Finance Forward vorab berichten.
Mit dem Geld soll eine Neuausrichtung des Diensts gelingen: Die Betreiberfirma Culture4Life will sich künftig auf die Digitalisierung der Gastronomie fokussieren. Man werde „passende Fintech- und ID-Lösungen integrieren, um etwa Buchen, Bestellen und Bezahlen in Restaurants oder Check-ins in Hotels mit der Luca-App künftig möglich zu machen“, sagte Luca-Gründer Patrick Hennig. Luca soll sich in diesem Zuge zu einer digitalen Geldbörse mit Ausweis- und Bezahlfunktion weiterentwickeln. Geplant seien ein Dienst namens Luca Pay und eine Anbindung an den ID-Prüfdienst IDnow.
Für die Neuausrichtung holt Culture4Life die Fintech-Experten Ramin Niroumand und Julian Teicke als Investoren mit an Bord. Beide sollen auch in den Verwaltungsrat der Firma einziehen.
Zudem beteiligt sich Target Global an Luca. Der Berliner Risikokapitalgeber steht derzeit aufgrund seiner russischen Geldgeber im Fokus. Die Investmentfirma, die an deutschen Startups wie Wefox, Flink oder auch Auto1 beteiligt ist, wurde von Alexander Frolov mitgegründet. Dessen Vater, der ebenfalls Alexander Frolov heißt, ist ein russischer Stahl-Oligarch und einer der Geldgeber von Target Global. Er steht allerdings bislang auf keiner Sanktionsliste.
Luca-Chef Patrick Hennig betonte, dass er die Vereinbarung mit Target Global schon im Januar geschlossen habe, Wochen vor der russischen Invasion in die Ukraine. Vor dem Hintergrund des Angriffskrieges habe ihm Target Global zwei Dinge glaubhaft versichert: „Erstens, dass keine sanktionierten Personen involviert sind und kein sanktioniertes Geld in den Fonds investiert ist. Zweitens, dass Target Global und alle beteiligten Personen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine aufs Schärfste verurteilen.“
Die Luca-App war Ende 2020 mit einer digitalen Lösung zur Kontaktnachverfolgung gestartet. Zwölf der 13 Bundesländer, die mit Luca kooperierten, haben ihren Lizenzvertrag inzwischen auslaufen lassen.
Nach Angaben des Start-ups haben sich während der Pandemie etwa 450.000 Restaurants und Kulturbetriebe sowie rund 40 Millionen Bürger bei Luca registriert. Um die neuen Funktionen zu nutzen, müssen Nutzer diesen jedoch explizit zustimmen.