Nutzer-Tracking im Internet – so funktioniert es und das sind die Gefahren – für alle, die an Verschwörungstheorien glauben durfte dieser Bericht wahrscheinlich gruselig oder schon vertraut vorkommen. Für diejenigen, die aber schon mal von dem sogenannten Tracking gehört haben, aber nicht wirklich wissen, was sich hinter dem Begriff versteckt, wird der folgende Artikel eher informativ sein, denn man solle im Folgenden erfahren, welche Gefahren oder vielleicht auch Vorteile die „Internetverfolgung“ mit sich bringt.
UPDATE: Moderne Browser unterbinden mittlerweile eine ganze Reihe von Tracking Funktionen. Dennoch bleibt dieses Thema wichtig.
Was ist Tracking?
Um die wohl wichtigste Frage schon mal vorwegzunehmen: als Tracking wird eine Software bezeichnet, mit dessen Hilfe personalisierte Information über die Internetnutzer gesammelt wird. Die Software oder diejenigen, die diese Software verwalten, kreieren dabei ein Katalog über das Verhalten vom Nutzer, sowie seine dabei entstehenden Daten zu Präferenzen, Vorlieben usw. und verarbeiten diese. In erster Linie – so sagt man – existiert Tracking aus dem Grund, weil z.Bsp.; die Anbieter von kostenlosen Apps auch verdienen müssen, aber anstatt von der tatsächlichen Ware, vielmehr die Kundendaten verkaufen.
Wie funktioniert Tracking?
Besucht man also eine Seite oder benutzt eine App, die kostenlosen Service für Musik anbietet, speichert sie die Kundeninformationen ab, schickt diese an die Interessenten und erlaubt es ihnen, Werbung mithilfe der App oder der Webseite anzubieten. Dabei werden die Werbgegenstände individuell an den Kunden angepasst, da man ja schon weiß, an welchen Produkten dieser interessiert und in welche Verhaltensmuster er einzustufen ist. Von der Arbeit der Tracker bekommt man meistens nichts mit, obwohl sie permanent aktiv bleiben. Dabei werden die Informationen durch die sogenannte Cookies (zurückbleibende Daten des Nutzers), Ortung (Lokalisierung) und Fingerprinting (Identifizierung)gespeichert und es entsteht ein Profil des Nuzters.
Wo befinden sich die meisten Tracker?
Um auf diese Frage eine Antwort finden zu können, führte die Stiftung Warentest (SW) einen Experiment durch. Dabei wurden an einem Tag 21 Apps und 29 Webseiten aufgerufen. Die Ergebnisse waren aufschlussreich. Man wurde während der Internetnutzung von 128 Tracker verfolgt und die gesammelte Information wurde 191 mal an die Firmen geleitet, mit denen der Nutzer nichts zu tun hatte. Die gespeicherten Daten beliefen sich auf die Fragen ob man Facebook nutzt, was für ein Handy man hat, welche Seiten man aufruft usw. Interessanterweise wurde man auf besuchten Webseiten öfter beobachtet, als bei der Nutzung von Apps: 167 Datenübertragungen bei 29 Seiten (5,8 Tracker pro Webseite) und 24 Mal bei 21 Apps (1,1 tracker pro App).
Wer erhält die Daten?
Bei dieser Frage wäre es vermutlich nicht ganz verkehrt den orwellschen „Big Brother“ vorzustellen. Dabei handelt es sich eher um „Big Brothers“, da es nicht nur einen Datenempfänger gibt. In der Regel sind es solche Unternehmen wie Microsoft, Google, Facebook und Amazon, wobei insbesondere Google (die vier häufigsten Tracker stammen bei dem Stiftung Warentest-Experiment von Google ab) und Facebook hervortreten. Der Tracker von Google Analytics sammelte Information auf 11 von 29 Seiten, Facebook hingegen verfolgte den Nutzer auf 7 von 29 Seiten. Dabei können die Verfolger sogar sehen welche Unterseiten man öffnet, wie lange man auf diesen bleibt, sowie Information über die Anzahl der Klicks pro Seite und die Hard- und Software eines Geräts erhalten. Bemerkenswert ist auch, dass es auf den Google und Facebook Seiten am wenigsten Tracker gab – und zwar nur die von den Firmen selbst. Auf Platz drei befindet sich im Gegensatz zu den beiden Seiten eine App – Spotify. Auf die Anfrage der Redaktion der SW, warum man das tut, gab Spotify „keine offiziellen Statements“ ab. Neben Spotify stellte man auch fest, dass Apps wie Speedtests und Samsung System-App ebenfalls Tracking betreiben. Obwohl die Anwendungen weniger Information übertragen als Webseiten, ist diese meistens sehr persönlich (z.Bsp.; ID-Nummer des Facebook Kontos).
Weitere Empfänger
Zu den Seiten, die sich bei dem Experiment als weitere Trackerquellen erwiesen haben, zählen solche Nachrichtenportale wie CNN, Süddeutsche Zeitung und Postillon. Bei dem ersten handelt es sich von einer Zahl von 33 Tracker (mehr als auf anderen untersuchten Portalen), bei dem zweiten sind es 18 Tracker. Was Postillon angeht, so wies dieser 25 Tracker auf. Unter diesen waren auch solche, die jegliche Blockierung-Software umgingen, wobei man aber durch die Cookiesverwaltungsanzeigen einige davon „abschütteln“ könnte. Auch hier fragte SW nach den Gründen: man macht das, „um das Angebot zu optimieren“. Was die Leser auch überraschen sollte, ist der Befund des Experiments, bei welchem man feststellen konnte, dass die untersuchten Nachrichtenportale mehr Tracker aufwiesen als die untersuchten Pornoseiten. Nicht zu vergessen sind auch die Tracker von kleinen Firmen, von denen man nie gehört hat, die aber trotzdem Geld durch die Datenvermittlung verdienen.
Tracking – gefährlich oder doch nicht?
Die Antwort auf diese Frage hängt von der Person ab, der man diese Frage stellt. Einerseits können verschiedene Tracker nützlich sein und das Surferlebnis eines Internetnutzers bequem machen. So sind Cookies auch dafür zuständig, dass Amazon den Kunden nur die Werbung anzeigt, die durch einen bestimmten Verlauf und Profil des Besuchers entwickelt oder besser gesagt angepasst wurde. Die Sachen, die in dem digitalen Warenkorb abgespeichert sind, werden ebenfalls von den Cookies verwaltet. Auch die Stiftung Warentest, die den Tracker-Experiment durchführte, hat Tracker auf der Seite test.de. Diese nutzen in diesem Fall aber den Zwecken der statistischen Datenerhebung, Verbesserung des Inhalts oder Behebung technischer Störungen, wobei man auch gelegentlich Werbung von Google erhalten könnte.
Andererseits erschaffen die Seiten, die unter anderem in diesem Bericht erwähnt wurden ein Katalog bzw. ein Profil von dem Nutzer und stellen ein Bild von der Person her, ohne sie jemals getroffen zu haben. Durch Schlussfolgerungen wird man in der digitalen Welt nicht zu einer Persönlichkeit, sondern zu einem Code mit bestimmten Präferenzen. Wenn jemand also Sportnachrichten-, Filmseiten, Nachrichtenportale und Tinder besucht, entsteht das Bild eines sportlichen, jungen und heterosexuelles Mannes, der Single ist und sich für Filme interessiert. Besucht er dann noch die Seiten von CNN, weiß man auch, dass er englisch kann. Auf diesen Code kann man im Endeffekt allerlei Warenangebote anhängen, sogar wenn sich das deduktiv kreierte Bild von der Wahrheit unterscheidet. Schlimmer wird es, wenn man anhand von diesen Daten Scoring anwenden wird. Dabei sollen die Individuen einen Score erhalten, einen Wert, der sie, ausgehend aus der gesammelten Information einschätzt und eine „Wichtigkeitsabstufung“ zuteilt. Dadurch wird man sehen können, welche und ob man Kredite aufnehmen, ob man den Job, für den man sich bewirbt erhalten oder die Kinder auf eine bestimmte Schule schicken kann.