Am 7. Oktober 2022 veröffentlichte die Agentur für Innovation in der Cybersicherheit GmbH (Cyberagentur) ihr Ausschreibungsverfahren zur Erforschung von Neurotechnologie im Kontext der Mensch-Maschine-Interaktion. Für das Projekt stehen über einen Zeitraum von vier Jahren bis zu 30 Millionen Euro zur Verfügung.
Das Vorhaben ergibt sich aus der Zielvorstellung, den Nutzen von Mensch-Maschine-Interaktionen (MMI) vorteilhaft und sicher für die Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik frühzeitig im Sinne der Cybersicherheit auszugestalten. Aktuell entstehen im Bereich der Neuroinformatik transformative und extrem weitreichende neue Nutzungsmöglichkeiten mit direktem Einfluss auf den Menschen und dessen Interaktionsformen. Dies ist vor allem den Fortschritten in der Informatik (hierbei insbesondere im Machine-Learning), den Neurowissenschaften, der Chirurgie sowie der Nanowerkstoffe und Fertigungsverfahren geschuldet. Diese innovativen Fachgebiete bereichern sich gegenseitig und werden sich exponentiell weiterentwickeln. Besonders deutlich wird das Potenzial von MMI in der Betrachtung von Brain-Computer-Interfaces (BCI), welche eine direkte Verbindung zwischen dem menschlichen Gehirn und technischen Systemen ermöglichen.
Weites Anwendungsfeld für Mensch-Maschine-Interaktion
Der Nutzen von BCIs ergibt sich aktuell vor allem im medizinischen Bereich, z.B. bei der Steuerung von bionischen Prothesen oder der gezielten Hirnstimulation zur Behandlung von seelischen Erkrankungen. Zunehmend absehbar werden darüber hinaus immer weitere nicht-medizinische Use Cases, die von der Spieleindustrie hin zur simultanen Steuerung von Drohnenschwärmen oder gar der telepathischen Kommunikation zwischen Menschen reichen.
Framework ist Grundlage für neues Forschungsprojekt
Die Cyberagentur hatte hierzu bereits in einem ersten Projekt grundlegend erforschen lassen, wie sämtliche künftige Entwicklungen und Einsatzszenarien von BCI mittels eines Frameworks inhärent die Privatheit und Cybersicherheit im Sinne des Nutzers gewährleisten können. Die Forschungsergebnisse wurden im Sommer 2022 veröffentlicht und sind zudem Grundlage für die Forschung in dem nun ausgeschriebenen Projekt, welches die Beantwortung der folgenden Fragen verfolgt:
Wie kann Kommunikation zwischen Menschen und (teil)autonomen Systemen vereinfacht, verkürzt und ohne den Umweg über Text-, Berührungs- oder Spracheingabe erfolgen? Wie können große Informationsmengen kognitiv erfasst, verarbeitet und nahtlos als Anweisungen ausgegeben werden?
Europaweites Verhandlungsverfahren mit Teilnahmewettbewerb für eine innovative Vergabe
Das Forschungsprojekt, welches bewusst risikobehaftete Ansätze mit potenziell bahnbrechenden Auswirkungen in den Fokus nimmt, wird über ein Verhandlungsverfahren mit vorherigem Teilnahmewettbewerb vergeben. Hierbei werden in der ersten Stufe ab dem 07.10. bis zum 07.11.2022 die Interessenten aufgerufen, grundlegende Voraussetzungen wie ihre Fachexpertise nachzuweisen. Die Ausschreibung ist so gestaltet, dass eine gleichrangige Teilnahmemöglichkeit sowohl Universitäten, Forschungsinstitute, Firmen und hierbei explizit auch Start-Ups (oder Gemeinschaften/Konsortien aus diesen einzelnen) geboten wird.
In einem zweiten Schritt wird die Cyberagentur die Interessenten, welche alle Kriterien erfüllen, ab Mitte November zur Abgabe eines Angebots auffordern, wozu die potenziellen Bieter bis zum 31.01.2023 Zeit haben. Anschließend können in einzelnen Verhandlungsrunden die Angebote final überarbeitet werden, bevor die Cyberagentur das vielversprechendste Angebot auswählt.
Die Ausschreibung wird gemeinsam mit der PD – Berater der öffentlichen Hand GmbH als Vergabestelle durchgeführt und auf deren Website am 7. Oktober 2022, unter der Nummer 2022-I-021, veröffentlicht: https://bieterportal.pd-g.e-va.eu/
Im Amtsblattes der Europäischen Union erfolgt die Veröffentlichung in den kommenden Tagen.